
Foto:
wikipedia, Autor, Aramgutang
12 Fragen und Antworten
zum Thema Gold
1.
Woher kommt eigentlich Gold?
Gold gehört zu den seltensten Elementen auf der Erde. Es
findet sich
als Goldader an einigen Rissen in der Erdkruste und als Auswaschung aus
dem Gestein in Flussablagerungen. Sein Anteil an der festen Erdkruste
beträgt etwa 4 Milligramm pro Tonne. Daher müssen
gigantische Berge an
Gestein abgetragen, zerkleinert und durchsiebt werden, um ein paar
Gramm Gold zu erhalten. Für jede gewonnene Tonne Gold
müssen rund drei
Millionen Tonnen Erde bewegt werden.
2.
Wie wird Gold abgebaut?
Gold wird heute meist in riesigen Minen im Tagebau abgebaut. Eine
Goldmine ist eine Chemiefabrik unter offenem Himmel: Zuerst wird das
Gestein gesprengt und zermahlen. In der offenen Laugung wird es
anschließend auf Plastikplanen zu hohen Hügeln
aufgeschüttet und
wochenlang mit einer Zyanidlösung beträufelt. Sie
löst die winzigen
Goldspuren aus dem Gestein. Oft sind dies nur ein bis zwei Gramm pro
Tonne. Entsprechend groß ist die Menge an eingesetztem Zyanid:
Schätzungen gehen weltweit von einem jährlichen
Verbrauch an Zyanid von
182.000 Tonnen in Goldminen aus.
Manche Minen führen die Laugung in
geschlossenen Tanks durch. Diese ist besser als das offene Verfahren,
bei dem eine hochgiftige Flüssigkeit in Becken ohne Abdeckung
gelagert
wird, deren Dämme brechen können. Aber auch bei der
geschlossenen
Laugung bleiben riesige Mengen an hochgiftiger Schlacke
zurück, die in
Auffangbecken gelagert oder in Ländern wie Indonesien einfach
in Flüsse
und Meere gekippt werden. Und die Zerstörung der Landschaft
und
Lebensgrundlagen ist die gleiche: Der moderne Goldabbau verletzt die
Menschenrechte und hinterlässt tote Mondlandschaften, lang
anhaltende
Umweltschäden und soziale Probleme.
Dazu setzt der Goldabbau eine
tickende Zeitbombe in Gang: Zyanidbehandeltes Gestein bildet an der
Luft Säuren, die sich über lange Zeiten durch den
Untergrund fressen.
Früher oder später droht dadurch eine Verseuchung des
Grundwassers.
Ein anderes Verfahren ist die Gewinnung von Gold aus Flusssand, meist
mittels Quecksilber. Dieses verbindet sich mit dem Goldstaub und bildet
dabei eine Legierung. Um das reine Gold zu gewinnen, wird diese
Verbindung erhitzt und das Quecksilber verdampft. Dabei gelangen die
giftigen Dämpfe ungefiltert in die Luft und in die
Flüsse. Zusätzlich
werden Schwermetalle wie Arsen, Blei, Kadmium und Quecksilber
freigesetzt. Allein in den Amazonas werden pro Jahr
schätzungsweise 100
Tonnen Quecksilber gekippt.
Twin
Creeks
gold mine,
Nevada, USA;
Carlin-style
mineralisation
in Mesozoic
sedimentary rocks
Foto: wikipedia
Urheber: Geomartin
|
3.
Was hat Gold mit dem Regenwald zu tun?
Goldsucher dringen heute in die abgelegensten Gebiete vor, um die
steigende Nachfrage nach dem Edelmetall zu befriedigen. Der hohe
Goldpreis macht unterdessen den Abbau von Gestein mit einem Goldgehalt
von einem Gramm pro Tonne rentabel. Ein Großteil des Goldes
wird in
Südafrika, Australien, den USA, Russland und China abgebaut,
doch der
Trend geht in andere Länder. Dadurch sind viele
Wälder in Venezuela,
Ecuador, Guatemala, Peru, Indonesien, Ghana und etlichen anderen
tropischen Ländern durch Goldminen bedroht. Die Grasbergmine
in
Indonesien ist die derzeit größte Goldmine und
zugleich die drittgrößte
Kupfermine der Welt. Die Abbaugebiete liegen häufig in Zonen
der Erde,
die von indigenen Völkern bewohnt und genutzt werden.
Über 70
Staaten haben bereits ihre Minengesetze geändert, um
ausländische
Firmen anzulocken. Von Ghana bis zu den Philippinen werden Steuern und
Abgaben gesenkt, Umweltauflagen außer Kraft gesetzt.
4.
Wofür braucht man eigentlich Gold?
Die Welt erlebt derzeit einen neuen Goldrausch. Das liegt u.a. an dem
stark gestiegenen Goldpreis, der an den Börsen im
März 2008 erstmals
über 1000 US-Dollar pro Feinunze gesprungen ist. Auf Sicht von
sechs
Jahren hat sich der Goldpreis damit fast vervierfacht.
Im Jahr
2003 wurden weltweit rund 2600 Tonnen Gold gefördert, etwa
hundertmal
mehr als im 19. Jahrhundert. Laut World Gold Council gingen im selben
Jahr 78 % des Goldes in die Schmuckproduktion. Die für
Kettchen und
Ringe eingesetzten Goldmengen haben sich seit 30 Jahren vervielfacht.
In der Elektronikindustrie und der Zahntechnik werden nur etwa 15 % der
Produktion gebraucht.
5.
Stimmt es, dass Menschen von den Folgen der Goldgewinnung krank werden
und sogar sterben können?
Der moderne Goldabbau ist eine Katastrophe für Menschen und
Umwelt. Die
schmutzige Goldindustrie ist weit entfernt von der romantischen
Vorstellung des Goldsuchers mit der Schürfpfanne.
Die
Lebensgrundlagen vieler Menschen werden bei der Goldgewinnung
zerstört.
Umweltverseuchung und Vergiftungen von Menschen sind beim Goldabbau
nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Giftige Dämpfe werden
von Mensch
und Tier inhaliert, Schadstoffe gelangen in Seen, Flüsse und
Meere und
schließlich auch in die Nahrungskette.
Unter Einsatz hochgiftiger
Chemikalien, vor allem von Zyanid, werden im Tagebau Erze behandelt.
Zyanide, die Salze der Blausäure, verhindern den
Sauerstofftransport im
Körper und führen schon in kleinsten Dosen zum Tod.
Das Schwermetall
Quecksilber reichert sich im Körper an und schädigt
vor allem das
zentrale Nervensystem.
6.
Wer ist für den Goldabbau verantwortlich?
Den Goldbergbau dominieren eine Handvoll transnationaler Konzerne aus
Südafrika, Kanada, den USA und Australien. Viele Staaten
öffneten sich
für internationale Minenkonzerne – meist unter dem
Einfluss von
Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF).
Die Opfer sind
mehrheitlich Indigene, Kleinbauern und Fischer. Nach ihrer Meinung
werden sie zumeist nicht gefragt, häufig werden sie nicht
einmal über
geplante Minen informiert. Auf Heiligtümer und
Kultstätten der Menschen
wird ebenso wenig Rücksicht genommen. Nicht selten erreichen
Konzerne
die Zustimmung der Betroffenen durch Drohungen,
Einschüchterung,
falsche Versprechungen oder Lügen. Wenn die großen
Unternehmen kommen,
werden die Einheimischen – nicht selten mit brutaler Gewalt
– von ihrem
Land vertrieben. In Ghana etwa ist dieses Schicksal allein 10 000
Menschen durch ein Bergbauunternehmen widerfahren.
7.
Bringt der Goldabbau den armen Ländern nicht wichtige Devisen
und Arbeit?
Nur vordergründig bringen die Minenfirmen Verbesserungen
für den
Arbeitsmarkt und die Exportwirtschaft. In den heute zumeist
quadratkilometergroßen Goldminen sind in der Regel wenige
Menschen
beschäftigt. Die Minen sind zwar oft ausgesprochen profitabel,
doch die
Einheimischen haben selten etwas davon, ebenso wenig die
Länder selbst.
Dazu kommen oft niedrige Löhne und schlimmste
Arbeitsbedingungen
für die Minenarbeiter. Schon 1996 machte der
südafrikanische Politiker
Piet Botha folgende Rechnung auf: Jede Tonne Gold fordert einen toten
Minenarbeiter und zwölf schwere Unfälle.
Eine Studie aus
Venezuela ergab, dass der Bundesstaat Bolivar an seinen Goldminen in
vier Jahren ganze zwei Millionen Dollar verdient hat. Der Trend geht zu
noch geringeren Gewinnen für die Länder und
größeren Profiten für die
Konzerne. Weil die Abgaben immer geringer werden, fahren die
Unternehmen „skandalöse Gewinne“ ein, wie
es venezolanische
Umweltschützer ausdrücken.
Rechnet man die sozialen und
ökologischen Kosten hinzu, machen die armen
Goldländer unterm Strich
ein gigantisches Minusgeschäft. Für die Menschen in
den betroffenen
Orten und Regionen heißt dies oft: Verschmutzung wichtiger
Ressourcen
wie Wasser und Boden durch giftige Stoffe bei der Erzgewinnung und
Rückstände des Produktionsprozesses, soziale Probleme
infolge von Land-
und Ressourcenkonflikten, Missachtung grundlegender Rechte durch Staat
und Minengesellschaften.
Es erscheint zwar sinnvoll, die
Sicherheit im industriellen Goldabbau zu erhöhen und die
Menschen
besser zu qualifizieren. Aber erst das rücksichtslose Vorgehen
macht
die großen Gewinne der Unternehmen möglich.
Müssten die Firmen für die
von ihnen angerichteten Schäden aufkommen, lohnte sich nach
deren
eigenen Aussagen die Goldförderung für viele von
ihnen nicht mehr.
Zudem gefährden Bergbauprojekte funktionierende
ökonomische Strukturen,
wie z.B. die Landwirtschaft, ohne langfristig eine Alternative zu
bieten, und vernichten mögliche Alternativen für die
Zukunft, wie etwa
den Ökotourismus.
8.
Gibt es keine schonenden Methoden der Goldgewinnung?
Aus altem Schmuck, Zahnersatz wie aus goldhaltigen
Industrieabfällen
lässt sich das Metall auf relativ unkomplizierte Weise
wiedergewinnen.
Spezielle Goldscheideanstalten gewinnen das Gold in reiner Form
zurück.
Goldschmiede können verschiedene Goldlegierungen selbst
umlegieren
und schmelzen. Schmuck aus Nachlässen, zu dem keine
persönliche
Beziehung besteht oder der nicht mehr in die heutige Zeit passt, kann
umgearbeitet werden. So verwandelt sich altes Gold in neuen Schmuck.
9.
Aber die Staatsbanken haben doch auch eine Menge Gold?
Kritiker meinen: Im Grunde müsste heute gar kein Gold mehr
abgebaut
werden. Allein in den Kellern der Staatsbanken werden Tausende Tonnen
Gold gehortet. Würde man diese Reserven wieder auf den Markt
bringen,
könnte der Goldabbau drastisch reduziert, wenn nicht
für Jahre
ausgesetzt werden. Absoluter Spitzenreiter beim Horten von
Goldbeständen sind 2007 die USA mit 8133 Tonnen, an zweiter
Stelle
folgt sich schon Deutschland (3417 Tonnen). Damit liegt die
Bundesrepublik noch vor dem Internationalen Währungsfonds mit
3217
Tonnen.
10.
Was hat mein Ehering mit der Naturzerstörung zu tun?
Wer Gold kauft, sollte sich über den tatsächlichen
Preis für das
Kettchen oder den Armreif bewusst sein: Millionen Tonnen
umgewälzte
Erde, verwüstete Landschaften, Milliarden Liter vergiftetes
Wasser in
Flüssen und Menschen, die in Elend und Krankheit leben oder
von ihrem
Land vertrieben werden.
Wie schwer der teure Glanz wiegt, zeigt
die Menge an zumeist giftigem Abfall, Boden und Gestein, die
nötig ist,
um das Gold für nur einen Ehering zu gewinnen: 20 Tonnen!
11.
Was tut Rettet den Regenwald für die Menschen und Tiere, die
unter dem Goldabbau leiden?
In zahlreichen Ländern wehren sich die Menschen, die durch
Goldgier
vertrieben werden, zunehmend gegen die Umweltzerstörung.
Rettet den
Regenwald unterstützt beispielsweise Umweltgruppen, Goldopfer
in
Guatemala, Ghana oder Ecuador und Kampagnen gegen
„schmutziges Gold“.
Wir leisten finanzielle Hilfe, organisieren Protest-Mail-Aktionen und
informieren in Deutschland über die Folgen des Goldabbaus und
darüber,
was jeder persönlich gegen die damit verbundenen Probleme tun
kann.
12.
Was können Sie persönlich tun?
• Lassen Sie alte Schmuckstücke und andere
goldlegierte Produkte umarbeiten oder recyceln.
• Verzichten Sie auf den Kauf von industriell gefertigtem
Massen-Goldschmuck.
• Sprechen Sie im Juweliergeschäft über die
Umweltprobleme bei der
Goldförderung und schicken Sie einen Bericht über die
Gespräche an
Rettet den Regenwald. Weisen Sie auf die Möglichkeit hin,
zertifiziertes statt „schmutziges“ Gold zu
verwenden, das nach höheren
Umwelt- und Sozialstandards produziert worden ist.
• Stellen Sie
dem reinen Image des Goldes die hässliche Realität
gegenüber, zum
Beispiel durch Leserbriefe und andere Beiträge in Zeitungen
und
Zeitschriften.
• Verzichten Sie auf „goldene Geschenke”
unterm Weihnachtsbaum oder zu anderen Festtagen.
• Legen Sie den Regenwald Report beim Friseur, im Wartezimmer
Ihres
Arztes oder anderer Stelle aus. Wir senden Ihnen gerne ausreichend
Exemplare.
• Unterstützen Sie die Forderung von
entwicklungspolitischen Organisationen wie FIAN, Misereor und Urgewald
an die Bundesregierung, sich gegen weitere Kredite der Weltbank
für
Goldminen einzusetzen. Sprechen Sie mit den Bundestagsabgeordneten in
Ihrem Wahlkreis über die Problematik und fordern Sie sie auf,
in diesem
Sinne aktiv zu werden.
• Helfen Sie mit einer Spende an Rettet den
Regenwald, damit wir unsere Unterstützung für
Goldopfer in den
Regenwaldländern verstärken können. Sie
erhalten auf Wunsch für Ihre
Spende eine Regenwald-Urkunde, die Sie auch verschenken können.
Ein Beispiel für die Ausbeutung von Land und Leuten in
Ghana:
Quellen: FIAN, Rettet den Regenwald
Archiv
www.earthworksaction.de
www.spiegel.de
http://nodirtygold.org
- MineralData
- www.finanz.net
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